Der Werkzeugbau von Gira steht für die innovative Fertigung von technisch hochwertigen Produkten und Baugruppen mit industrieller Präzision. Eine besondere Stärke liegt in der großen Schnelligkeit und Flexibilität, mit der, neben Werkzeugen für große Serien, auch kostengünstig Konzepte für Kleinserien- und Prototypenwerkzeuge erstellt werden können. Auch Werkzeuge für Mehrkomponentenformteile sind problemlos zu realisieren.
Interview mit Sebastian Heczko, Technischer Projektleiter
Sebastian Heczko ist gelernter Werkzeugmechaniker und hat sich zum staatlich geprüften Maschinenbautechniker weitergebildet. Er ist Mitglied eines Teams, das die Schnittstelle zwischen dem Kunden und dem internen oder externen Werkzeughersteller bildet. Der technische Projektleiter konzeptioniert mit dem Kunden die Gestaltung der Bauteile, damit diese prozesssicher hergestellt werden können. Hierfür entwickelt er im Abgleich mit dem Werkzeugbau das richtige Werkzeugkonzept.
Sebastian Heczko, Technischer Projektleiter Kunststofffertigung spricht über …
… über Simulationen, Erfahrungswerte, Teamarbeit und den Mut zu neuen Wegen:
„Rheologische Analysen werden bei uns mit verschiedenen Programmen durchgeführt, z.B. mit Moldflow. An einem geometrischen, dreidimensionalen Objekt wird der Spritzprozess simuliert: Verzieht sich das Bauteil? In welcher Zykluszeit ist das Teil herstellbar? Sind z.B. Wandstärken so dünn ausgelegt, dass die Gefahr besteht, dass die Form gar nicht füllbar ist, dass das Material vorher ‚einfriert’? Natürlich bringen wir zusätzlich zu diesen Simulationen die Erfahrungen und Kompetenzen unserer Kollegen im Projektmanagement, in der Entwicklung, der Konstruktion sowie im Werkzeugbau ein und gleichen mit bereits vorliegenden Erkenntnissen ab: Was ist in der Vergangenheit gemacht worden? Was ist Stand der Technik? Das zeichnet uns auch aus. Vom Kunststofftechniker bis zum Kunststoffingenieur, vom Maschinenbautechniker und Werkzeugmechaniker bis zum Maschinenbauingenieur ist bei uns alles vertreten, wir ergänzen uns gut. Jeder von uns hat seine besonderen Kompetenzen und Fähigkeiten und bildet sich aktiv weiter.
Es ist wichtig, offen und neugierig zu sein und immer wieder – auch international ‐ zu prüfen, wie sich die Technologien und Bearbeitungsmöglichkeiten entwickeln. Aber auch den Mut aufzubringen, Neues zu wagen, ungewöhnliche Wege zu gehen.“
… die Grenzen des Machbaren – und deren Überwindung:
„Manchmal erreicht man auch Grenzen. Das merkt man dann im Vorfeld ziemlich schnell – wenn Anforderungen gestellt werden, die sich von Grund auf gegenseitig ausschließen. Aber die Erfahrung zeigt, dass man in 99% der Fälle, die man im Vorfeld für nicht machbar hält, letztendlich doch mit dem Kunden eine Lösung findet. Manchmal muss man einfach nur eine Anforderung etwas anders formulieren oder einen anderen Weg finden, um zum Ziel zu kommen – und dann liegt es an uns, dem Kunden diesen Weg aufzuzeigen.“
… über die Wichtigkeit, technisches Know-how im Haus zu haben:
„Gira hat erkannt, dass man nur erfolgreich auf dem internationalen Markt ist, wenn man das eigentliche Know-how, das im Werkzeug steckt, nicht komplett an einen Lieferanten übergibt, sondern im eigenen Haus hat. Die Umsetzung kann man rausgeben, man kann auch das Know-how von Spezialisten nutzen, aber die technische Verantwortung und Expertise muss man im eigenen Unternehmen haben. Das unterscheidet Gira von solchen Unternehmen, die sich komplett auf externe Werkzeugmacher verlassen.“
Neben technologischen Verfahren ermöglichen ein über Jahre entwickeltes Baukastensystem im Werkzeugbau sowie Bibliotheken in der Konstruktion kürzeste Realisierungszeiten für Gira Kunden. Hier sind einzelne Konstruktions- und Werkzeugelemente hinterlegt, die bei Bedarf von jedem Mitarbeiter sofort abrufbar sind und nicht jedes Mal wieder neu entwickelt werden müssen. Baukastensysteme und Bibliotheken werden im Zuge neuer Aufträge ständig weiterentwickelt und optimiert. Diese standardisierten Verfahren stellen sicher, dass Projekte bei eventuellen personellen Ausfällen vom Vertreter nahtlos weitergeführt werden können – ohne lange Einarbeitungszeit.
Werkzeugaufbauten für Groß- und Kleinserien |
parametrisierten Normteilen |
Auswerfersystemen |
Schiebern etc. |
Werkzeugpräzision: Durch moderne Werkzeugtechnologie lassen sich auch besondere Herausforderungen an die Produktgeometrie wirtschaftlich und mit höchster Präzision realisieren. Hier im Bild: Graphit- und Kupferelektroden auf einem Nullpunktspannsystem.
Industrialisierter Werkzeugbau: Gira bietet seinen Kunden einen stark industrialisierten Formenund Werkzeugbau mit modernen CAD/ CAM/CNC-Systemen und Mold-Center. Die vollautomatische Erodieranlage ist in das Mold- Center integriert.
Duroplast-Know-how: Formeneinsätze eines Duroplast-Werkzeuges warten auf ihren Einsatz. Immer häufiger finden Produkte aus duroplastischen Werkstoffen auch in der Medizintechnik Anwendung.
Durchgängiges CAD-System von der Entwicklung bis zum Werkzeug |
Rheologische und thermische Berechnungen |
Bilanzraumanalyse |
Erodiercenter mit zwei Erodiermaschinen, Handling und neuester Generatortechnik für Grafit |
Fünf-Achs-Fräscenter mit Palletierung |
Fünf-Achs-HSC-Fräscenter mit Palletierung |
Drahterodiermaschine |
Mold Center (Erodieren und HSC Fräsen über IMC verbunden) |
3D-Messmaschine |
Durch ein hoch entwickeltes C-Teile-Management können die Fertigungszeiten für Werkzeuge deutlich reduziert werden - innerhalb von vier Wochen kann ein fertiges Werkzeug bei Gira im Haus erstellt werden. So können Produkte schneller in die Serienfertigung gehen.
Durch rheologische Werkzeugauslegungen kann Gira das Füllverhalten vor dem Bau des Werkzeugs optimieren. Diese Füllsimulationen bestimmen unter anderem die Art- und Lage des Anschnitts, ermitteln mögliche Lufteinschlüsse oder legen Entlüftungen im Werkzeug fest.
Komplexe Werkzeuge werden bei Gira unter anderem mit dem Bilanzraumverfahren berechnet. Im Ergebnis optimiert Gira z.B. die Qualität eines Produkts durch die optimale Lage der Kühlkanäle, die Anzahl der Regelkreise und die notwendige Kühlleistung. Bei den Duroplasten werden die Art und Lage der Heizpatronen und die notwendige Wärmemenge für das Werkzeug bzw. für die Vernetzung des Formteils bestimmt.
der Art und Lage des Anschnittes |
des Druckes bzw. der Schließkraft der Maschine |
der Lage von Bindenähten |
der Lufteinschlüsse |
der Entlüftungen im Werkzeug etc. |
Prozesssimulation: Während der Entwicklung und der Konstruktionsphase sichern ausgewählte Simulations- und Berechnungsmethoden die optimalen Produktspezifikationen noch vor dem ersten Serienteil. Zudem ermöglichen diese Methoden die Ermittlung wirtschaftlicher Produktionsfaktoren.
der Thermik komplexer Werkzeuge (Bilanzraumverfahren) |
der optimalen Lage von Kühlkanälen |
der Anzahl von Regelkreisen |
der notwendigen Kühlleistung |
der Art und Lage von Heizpatronen bei Duroplasten |
der notwendigen Wärmemenge für das Werkzeug bzw. für die Vernetzung des Formteils bei Duroplasten |
Gira bezieht, ergänzend zum eigenen Werkzeugbau, Werkzeuge bei ausgewählten Partnern in Deutschland, Europa und Asien. Die Werkzeuge werden nach Gira Spezifikationen erstellt, sodass stets die gewünschte Werkzeug- und Bauteilqualität gesichert ist. Die Validierung des Gesamtprozesses findet in der Regel in der Serienfertigung im Gira Werk statt. In Abstimmung mit dem Kunden können auf Wunsch Validierungsprozesse auch in den Fertigungsanlagen der Werkzeuglieferanten durchgeführt werden.
Kooperationen mit Werkzeugbaupartnern in Deutschland, Europa und Asien |
Qualitätsgarantie auch bei externen Werkzeugbaupartnern |
Validierung des Gesamtprozesses |